Herbstlaub – 14 Haiku über Vergänglichkeit und die Schönheit fallender Blätter

Herbstlaub – 14 Haiku über Vergänglichkeit und die Schönheit fallender Blätter

Herbstlaub … so schön es auch ist, so schnell geht es ins Kitschige. Die Lyrik ist nicht gefeit, im Gegenteil. Wehmütig darf er aber schon werden.

Allzu viel romantisieren. davor sollte man sich hüten, denn auch der Herbst ist eben nur der Herbst, nichts weiter. Aber voller Wunder. Die Farben der Bäume, der Blätter, die Veränderung, die wir mit allen Sinnen wahrnehmen können; man muss nur schauen, riechen, spüren und hören.

Die Blätter fallen, wir stehen staunend da, sehen und hören dem Rascheln zu. Vielleicht liegt darin schon das ganze Glück. Unbedingt in einem Wald oder an einem baumgesäumten Fluss erleben. Die sind nie weit eintfernt. Ach, aus dem Fenster schaut es sich auch schön.

Rote Bergblätter –
die Abendsonne kehrt
in den Himmel zurück.

Kobayashi Issa (1763–1828)


Gestern Kirschblüten,
morgen Ahornlaub,
heute der Mond.

Yosa Buson (1716–1784)


Irgendetwas fehlt –
Herbstlaub
fällt.

Taneda Santoka (1882–1940)


Die Schritte der Verabredung
verklingen in der Ferne –
Herbstlaub fällt.

Yosa Buson


Ihre Rückseiten zeigen sie,
dann ihre Vorderseiten –
fallende Ahornblätter.

Ryokan Taigu (1758–1831)

Die typisch roten Ahornblätter heißen im Japanischen momiji, viele herbstliche Haiku haben sie zum Gegenstand.


Der junge Hirsch –
als Kissen benutzt er
rote Herbstblätter!

Kobayashi Issa

Haiku? Wenn du Haiku zum ersten Mal liest, kannst du sie einfach auf dich wirken lassen. Klassische Haiku sind immer:

– authentisch, nicht nachgemacht
– wirksam, wie Medizin, aber voller Poesie
– traditionsverbunden, aber nie museal
– zeitlos, jedoch nicht verstaubt

Hier sind Haiku Klassiker Beispiele. Für mehr Hintergrund und Tipps zur Anwendung im Alltag gibt es weiterführende Seiten:

Was ist ein Haiku?
Was ist das Geheimnis der Haiku?

In den Bergen –
auf meinem Strohhut nur das
Geräusch der fallenden Blätter.

Tagami Kikusha (1753–1826)


Beneidenswert –
wenn sie schön sind, fallen sie,
die Ahornblätter.

Kagami Shiko (1665–1731)

Ein kurzer, fast ironischer Gedanke: Die Blätter leuchten in ihrem schönsten Rot – und genau dann müssen sie gehen. Vielleicht ein Bild für das Leben selbst.

so schwach geworden –
sogar das Treten auf Laub
wird zu viel

Taneda Santoka

Erschöpfung in wenigen Worten. Selbst das leichte Rascheln unter den Füßen wird zur Last. Hier spricht nicht nur der Herbst, sondern auch die Müdigkeit der Seele.

die Tiefe des Himmels –
abgesunkenes Laub
im Wasser

Taneda Santoka


Obwohl ich fege,
ist es am Ende nur Fels –
die Blätter fallen trotzdem.

Tan Taigi


Im Halblicht
zeichnen sich Ahornblätter
auf dem Shoji ab.

Murakami Kijo (1865–1938)


Frostmond –
auf dem Pfad verrotten
rote Ahornblätter

Masaoka Shiki (1867–1902)

Es ist, wie es ist; und der Herbst ist, was es immer war. Bunt und Feucht. Such dir ein Haiku aus. Eines, das du behältst, mitnimmst – für den Moment, an dem es passt.

Herbstlaub – 14 Haiku über Vergänglichkeit und die Schönheit fallender Blätter

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Übersetzerhinweis

Wie ich übersetze
Die Übersetzungen stammen von Lenny Löwenstern. Jede Zeile wurde sorgsam bearbeitet – nicht automatisch, sondern mit viel Sprachgefühl und modernen Werkzeugen. Ziel war, das Wesen der japanischen Originale zu bewahren – in einer Weise, die heute berührt.

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