
Haiku Highlights von Matsuo Bashō. Mit dabei sind ein (unvermeidlicher) Frosch, ein Teich, Sommergras, Tempelglocken, Träume … Und schon wird das alte Japan wieder lebendig.
Diese Dreizeiler sind weithin geschätzt und über den Kreis der Haikuliebhaber hinaus bekannt. Sie werden häufig gezeigt und noch öfter erwähnt. Sie beweisen, dass der Meister nichts von seiner Faszination eingebüßt hat. Einziges Manko, die Gewöhnung. Aber es gibt ja noch rund 900 weitere Haiku von Matsuo Basho.
kirishigure / Fuji o minu hi zo / omoshiroki
Herbstniesel,
kein Fuji heute –
wie erfreulich.
natsukusa ya tsuwamonodomo ga yume no ato
Sommergras –
die Träume der Krieger,
nur Flüstern im Wind.
Basho besuchte die Ruinen von Hiraizumi, einst eine prächtige Samurai-Stadt, die in den Kriegen der Vergangenheit zerstört wurde. Statt blühender Burgen und stolzer Krieger sieht er nur Sommergras – das ist alles, was von den hochfliegenden und siegesgewissen Träumen der Krieger geblieben ist.
furu ike ya kawazu tobikomu mizu no oto
Alter Teich –
Ein Frosch springt hinein.
Geräusch des Wassers.
kareeda ni karasu no tomari keri aki no kure
Auf dem kahlen Zweig
sitzt eine Krähe –
Herbstdämmer.
Herbstdämmer hier als Kurzform für Herbstdämmererung.
ume ga ka ni / notto hi no deru / yamaji kana
Im Pflaumenblütenduft,
plötzlich bricht die Sonne durch
– der Bergpfad!
yuku haru ya / tori naki uo no / me wa namida
Der Frühling schwindet –
Vögel kreischen, in den Augen
der Fische Tränen.
Aus dem Reisentagebuch Oku no Hosomichi: Abschnitt 2: Reiseantritt. Basho schrieb: „Der Gedanke an die bevorstehenden dreitausend Meilen drückte schwer auf meine Brust, und im flüchtigen Trubel der Straße vergoß ich Tränen des Abschieds.“
hana no kumo / kane wa Ueno ka / Asakusa ka
Blütenwolken –
klingt die Glocke aus Ueno
oder Asakusa?
shimo gare ni / saku wa shinki no / hana no kana
Im Frost verdorrt –
doch immer noch in Blüte,
die letzten Blumen!
ochizama ni / mizu koboshikeri / hana tsubaki
Im Fallen
vergießt sie ihr Wasser –
die Kamelienblüte.
Wir schließen mit Bashos letztem Haiku …
tabi ni yande / yume wa kareno o / kakemeguru
Krank auf der Reise –
Träume streifen
über karge Felder.
Dieses letzte Werk ist eine Berühmtheit für sich. Das Haiku ist überaus zurückgenommen und dennoch berührend. Es fasst Bashos Lebensthema Reise und die Grenze zwischen Leben und Tod in wenigen, klaren Bildern zusammen.
Übersetzerhinweis
Wie ich übersetze
Die Übersetzungen stammen von Lenny Löwenstern. Jede Zeile wurde sorgsam bearbeitet – nicht automatisch, sondern mit modernen Werkzeugen. Ziel war, das Wesen der japanischen Originale zu bewahren – in einer Sprache, die heute berührt.
Die Grafiken wurden von DALL-E und dem Microsoft Designer via Bing generiert.
