Natsume Sōseki (1867–1916) – Schriftsteller und Haikudichter

Natsume Sōseki Portrait generiert von ChatGPT nach Originalfotos

Oben: Das Portrait generierte ChatGPT nach Originalfotos

Er war ein Denker, ein Zweifler, ein stiller Träumer. Und einer der größten Schriftsteller Japans. Doch was viele nicht wissen, Natsume Sōseki war auch ein leidenschaftlicher Haiku-Dichter. Um die zweitausend Dreizeiliger hat er im Lauf seines Lebens verfasst. Nicht als Spielerei. Nicht als Mode. Sondern als Ausdruck einer inneren Notwendigkeit – als Mittel, mit der Welt und sich selbst ins Reine zu kommen.

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Die Seegurke in 12 klassischen Haiku – überraschend vielseitig und sehr japanisch

Die Seegurke im klassischen Haiku

Seegurkengedichte, wer käme außerhalb Japans auf so eine Idee? Ein schleimiges, unscheinbares Meerestier, ohne erkennbare Form, ohne Stimme, ohne Ausdruck – und doch Gegenstand poetischer Betrachtung seit Jahrhunderten.

In der japanischen Dichtung ist die Seegurke (海鼠, namako) kein Kuriosum, sondern ein Prüfstein für genaues Hinsehen. Gedanken kann man sich schließlich über alles machen.

Während westliche Poesie lange Schönheit, Erhabenheit oder Dramatik suchte (heute natürlich nicht mehr), erkannte das Haiku die Würde des Gewöhnlichen. Selbst das formlose, fast lächerliche Lebewesen im Sand verdient Aufmerksamkeit.

Dichter wie Tan Taigi, Masaoka Shiki oder Kawahigashi Hekigotō sahen in ihm ein Sinnbild für das stille, unbewegte Leben – für Einfachheit, Geduld, Dasein ohne Aufruhr.

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Auf den Spuren der Haiku-Meister: Wie man im alten Japan wirklich reiste

Reisen im alten Japan mit Haiku

Stell dir vor, du müsstest für eine Reise von Berlin nach München nicht nur deinen Pass, sondern auch eine detaillierte Beschreibung deiner Gesichtszüge, deiner Körpergröße und sogar deiner Kleidung mit dir führen. Genau das war Alltag im Japan der Edo-Zeit (1603-1868) und noch später, als die großen Haiku-Dichter das Land durchwanderten.

Was uns heute als romantische Pilgerfahrt erscheint – der einsame Dichter auf staubigen Pfaden, inspiriert von Kirschblüten und Mondlicht – war in Wahrheit ein hochorganisiertes Unterfangen in einem der am besten dokumentierten Reisesysteme der vormodernen Welt.

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Leben im alten Japan – Ein Tag in der Welt der Haiku-Dichter

Leben im alten Japan – Ein Tag in der Welt der Haiku-Dichter

Japan, Edo-Zeit. Irgendwann zwischen 1603 und 1868. Ein Mann geht zu Fuß durchs Land. Kein Mönch, kein Samurai, kein Bauer. Ein Dichter. Arm, gebildet, rastlos. Sein Besitz passt in einen Beutel: Pinsel, Tusche, Papier, eine Decke. Er schläft, wo man ihn schlafen lässt – in Tempeln, bei Bauern, unter Bäumen. Er schreibt, was er sieht.

Ergänzt habe ich seine Beobachtungen durch einige originale Haiku. Und war dabei nicht zeittreu – Shiki und Santoka sind aus späterer Zeit, sie fügen sich dennoch ideal ein.

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Tan Taigi (1709–1771) – Ein Haiku-Leben zwischen Dichterklause und Vergnügungsviertel

Tan Taigi (1709–1771) - Ein Haiku-Leben zwischen Dichterklause und Vergnügungsviertel

Oben: Zeitreisefoto des Tan Taigi nach einem zeitgenössischen Holzschnitt von einer KI erstellt

Kyōto, Mitte des 18. Jahrhunderts: In den schmalen Gassen des ummauerten Vergnügungsviertels Shimabara flimmern Öllampen, in den Teehäusern wird gelacht, diskutiert, musiziert. Und mittendrin sitzt ein Dichter, der seinen Unterschlupf Fuya-an nennt – die Klause ohne Nacht.

Der Name ist Programm: Hier wird nie ganz dunkel, die Stimmen und das Licht halten bis in die Morgenstunden. Der Zusatz 五雲坊 (Mönch der fünf Wolken) war einer seiner bekannten Künstlernamen.

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