10 berühmte traditionelle Haiku ins Bild gesetzt

10 herausragende traditionelle Haiku ins Bild gesetzt

Wahre Meister an Werk. Diese Haiku sind berühmt und in aller Welt geschätzt. Sie sind dennoch bescheiden, und kurz. So kurz sie auch sind, so tief und wahr ist ihre Verbindung zur Welt.

Die Visualisierungen übernahm die künstliche Intelligenz DALL-E via Bing. Kann sie uns eine andere, eine neue Sicht auf die alten poetischen Zeilen ermöglichen? Oder muss ein Haiku stets pur und für sich stehen?

Yosa Buson (1716-1784)

shokunohiwo shokuni utsusuya harunoyuu (ll)

Eine Kerze brennt,
entzündet das nächste Licht –
Frühlingsabend.

Yosa Buson Haiku

Yosa Buson gilt als einer der bedeutendsten Haiku-Meister Japans. Seine Gedichte zeichnen sich durch eine malerische, visuelle Qualität aus – er war auch Maler. Seine Gedichte stehen für lebendige Naturbilder und genaue Beobachtungen. Anders als Basho war er mehr an der kunstvollen Darstellung des Augenblicks interessiert.

Matsuo Basho (1644-1694)

aki fukaki / to nari wa nani o / suru hito zo

Spätherbst –
der Mensch nebenan,
was beschäftigt ihn wohl?

Basho Haiku

Basho gilt als Vater oder Wegbereiter des Haiku. Er prägte den Haiku-Stil durch spirituelle Tiefe und Schlichtheit. Tiefempfundene Zen-buddhistische Einsicht ist bei ihm zu finden. Ihm ging es um die Essenz des Moments und meditative Qualität.

Basho Haiku

Matsuo Basho (1644-1694)

hana no kumo / kane wa Ueno ka / Asakusa ka

Blütenwolken –
klingt die Glocke aus Ueno
oder Asakusa?

Kobayashi Issa Sternklare Nacht

Beide sind bekannte Tempel in Edo (dem heutigen Tokio).

Taneda Santoka (1882 – 1940)

wakeittemo wakeittemo aoi yama

Weiter und immer
weiter hinein –
Die grünen Berge.

Taneda Santoka Grün der Berge Haiku

Das Gedicht wurde im Jahr 1926 veröffentlicht. Es lässt sich auf verschiedene Weise interpretieren:

  • Als Beschreibung einer physischen Wanderung: Das Haiku beschreibt die körperliche Anstrengung des Wanderns in den Bergen.
  • Als Metapher für eine spirituelle Reise: Das Haiku beschreibt die Reise des Ichs zu einem tieferen Verständnis von sich selbst und der Welt.
  • Als Ausdruck der Verbundenheit mit der Natur: Das Haiku beschreibt die tiefe Verbindung des Ichs mit der natürlichen Welt.

Es geht immer weiter im Leben, tiefer in die unbekannten Gebiete hinein. Auf dieser Reise gilt es, Schönheit und Bedeutung zu finden. Mehr von Taneda Santoka

Kobayashi Issa (1763 – 1828)

tsuyu no yo wa tokushin nagara sari nagara

Tautropfenwelt –
ich erkenne sie,
und doch …

Kobayashi Issa Tautropfenwelt Haiku

Issa betont in diesem Haiku von 1817 die buddhistische Vorstellung der Vergänglichkeit und Schönheit des Augenblicks. Seine Tautropfenwelt symbolisiert die Welt selbst, betrachtet als etwas Flüchtiges und Vergängliches. Trotz der Kurzlebigkeit und scheinbaren Unbedeutendheit der Dinge, suggeriert das „und doch …“ eine tiefere Bedeutung oder Schönheit, die diese flüchtigen Momente in sich bergen. Es spiegelt die Wertschätzung des Augenblicks und die tiefere philosophische Reflexion über die Existenz wider.

Masaoka Shiki (1867 – 1902)

Shiki gilt als einer der großen Meister des modernen Haiku und als Reformer dieser Gedichtform. Er war auch ein bedeutender Kritiker und Theoretiker der Literatur. Shiki prägte den Begriff Haiku für das von ihm reformierte Gedicht. Sein Ansatz betonte die Bedeutung von Beobachtung und realistischer Darstellung in der Poesie.

餘命いくばくかある夜短し

wie viel Zeit bleibt mir
noch zu leben?
die Nacht ist kurz

Masaoka Shiki Haiku

Matsuo Basho (1644 – 1694)

furu ike ya kawazu tobikomo mizu no oto

Der alte Teich –
Ein Frosch springt hinein,
das Geräusch des Wassers.

Dies ist das wahrscheinlich bekannteste Haiku von allen. Es wird häufig als Beispiel und herausragende Arbeit präsentiert. Es vermittelt die Stimmung eines zauberhaften Frühlingstages, wobei der Fokus auf den Fröschen liegt. Die nämlich werden typischerweise mit dem Beginn des Frühlings assoziiert. Und mit lauten Quaken, das hier aber keine Erwähnung findet, dafür platscht es.

Ryokan Taigu (1758 – 1831)

ura o mise / omote o misete / chiru momiji

Ihre Rückseiten zeigen sie,
dann ihre Vorderseiten –
fallende Ahornblätter.

Ryokan Herbsthaiku

Ryokan Taigu war ein Zen-Mönch und Dichter. Er lebte in einer einfachen Hütte in den Bergen.

Fukuda Chiyo-ni (1703–1775)

Dieses Haiku schrieb sie anläßlich des Todes ihres Sohnes.

蜻蛉釣り今日はどこまで行ったやら
tonbo-tsuri kyo wa doko made itta yara

Libellen fangen …
wie weit er heute wohl
gegangen ist?

Fukuda Chiyo-ni  Haiku
Fukuda Chiyo-ni  Haiku

Yosa Buson (1716 – 1784)

nanohanaya tsukiha higashini hiha nishini

Rapsblüten!
Der Mond im Osten.
Die Sonne im Westen.

Der Stil verkörpret die Einfachheit und Eleganz der Edo-Zeit und hebt die ruhige Schönheit der Natur sowie den harmonischen Kontrast zwischen Mondlicht und Sonnenuntergang hervor. Das Gedicht stammt aus dem Jahr 1774 und gilt als Busons herausragendstes Werk.

Busons blühendes Meisterwerk gibt es auch als Video, schau es dir gleich hier an.

Kobayashi Issa (1763 – 1828)

katatsuburi soro-soro nobore fuji no yama

Schnecke,
gemach gemach erklimme
den Berg Fuji.

Fuji Schnecke Issa Haiku
  • Der Berg Fuji ist mit 3.776 Metern der höchste Berg Japans und ein nationales Symbol.
  • Die Schnecke ist ein beliebtes Motiv in der japanischen Haiku-Poesie.
  • Issa schrieb allein über 1.000 Haiku, in denen Tiere vorkommen.

Die Schnecke zeigt uns, dass man auch mit kleinen Schritten große Ziele erreichen kann. Man darf ihr ruhig etwas zutrauen, auch wenn sie den riesigen Berg nicht wirklich schaffen kann. Doch genau das womöglich zu wollen, macht uns das Tier symphatisch.

Werkstattbericht

Die Grafiken wurden von DALL-E und dem Microsoft Designer via Bing generiert.

Wie ich übersetze

Die Übersetzungen stammen von Lenny Löwenstern. Jede Zeile wurde sorgsam bearbeitet – nicht automatisch, sondern mit modernen Werkzeugen. Ziel war, das Wesen der japanischen Originale zu bewahren – in einer Sprache, die heute berührt.

Über diese Seite

Hoshitori Haiku, das sind Haiku für Dich. Klassische japanische Dreizeiler in neuer deutscher Übersetzung von Lenny Löwenstern.

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