
Die zehn Haiku hier drehen sich ums Meer. Um Weite. Um Wind. Um das, was in uns mitschwingt, wenn wir aufs Wasser blicken. Denn, Hand aufs Herz, wer liebt denn das Meer nicht?
Verbunden ist es mit allerlei Sehnsüchten und ist mit zumeist positiven Erinnerungen aufgeladen. Keine unbeschwerte Kindheit kommt ohne Strand, Wasser und Wellen aus.
Alle Haiku stammen aus dem Japanischen und wurden sorgfältig ins Deutsche übertragen. Sie sind so gehalten, dass du sie auch ohne Vorkenntnisse lesen kannst – ganz direkt, fast wie ein Blick in die Ferne.
Diese Dreizeiler sind entspannt und oft melancholisch. Aber sieh selbst.
Mit der Hand
schöpfe ich den Ozean –
Abendkühle.
Kobayashi Issa (1780-1824)
Spielerisch und zugleich kontemplativ ist das Gedicht. Bewegung und Weite sind drin. Kindlichkeit und Kosmos auch. Du kannst das Meer nicht wirklich schöpfen. Aber du kannst es berühren. In diesem Moment verbindet sich das Unendliche mit dem Einfachen.
Was ich auch anschaue,
die Berge, das Meer …
Herbstabend!
Kobayashi Issa
Haiku? Wenn du Haiku zum ersten Mal liest, kannst du sie einfach auf dich wirken lassen. Hoshitori Haiku sind immer:
– authentisch, nicht nachgemacht
– wirksam, wie Medizin, aber poetisch
– traditionsverbunden, aber nicht museal
– zeitlos, aber nicht verstaubt
Für mehr Hintergrund und Tipps zur Anwendung im Alltag gibt es weiterführende Seiten:
→ Was ist ein Haiku?
→ Als Buch: Haiku, die uns glücklich machen!
Vögel in den Wolken,
Menschen spielend im Meer –
was für ein Tag!
Kobayashi Issa

Frühlingsmeer –
den ganzen Tag
nur Schwappen.
Yosa Buson (1716-1784)
Und nun? Mitschwappen genügt vielleicht schon.
Meine verstorbene Mutter –
jedes Mal, wenn ich das Meer sehe,
wirklich jedes Mal …
Kobayashi Issa
Die Kiefer verdeckt es –
ein kleines Stück Meer
wird zwischen den Blüten sichtbar.
Yosa Buson
Mein müdes Herz –
die Berge, das Meer,
viel zu schön.
Taneda Santoka (1882-1940)
Jetzt bin ich hier –
grenzenlos blau
ist das Meer.
Taneda Santoka
Zuletzt hat sie sich
dem Meer zugewendet –
die Winterkamelie.
Kobayashi Issa
Herbstanfang –
Meer und Reisfelder
ein einziges Grün.
Matsuo Basho (1644-1694)
Hier zeigt der Ozean uns seine grüne Seite. Der Herbst beginnt – aber noch ist alles grün, vereint in einem letzten, großen Sommerfarbton. Alles erscheint als eine einzige weite Fläche, das Wasser, das Land.

Es ist, wie es ist; und das Meer ist, was es immer war. Groß und blau. Such dir ein Haiku aus. Eines, das du behältst, mitnimmst – für den Moment, an dem es passt.
Werkstattbericht
Die Grafiken wurden von DALL-E und dem Microsoft Designer via Bing generiert.
Wie ich übersetze
Die Übersetzungen stammen von Lenny Löwenstern. Jede Zeile wurde sorgsam bearbeitet – nicht automatisch, sondern mit modernen Werkzeugen. Ziel war, das Wesen der japanischen Originale zu bewahren – in einer Sprache, die heute berührt.